Oberamt Alzey
Kurpfälzische Ortschaft im Oberamt Alzey
Aus der frühen Zeit der Zugehörigkeit zur Kurpfalz - also vor der Pfalzverwüstung im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 - gibt es nur wenige erhaltene Gebäude. Das markanteste unter ihnen ist das "Schlößchen", ein östlich des alten Ortskernes als Wasserburg angelegter Adelssitz, der an der Stelle einer älteren Burganlage am Ende des 16. Jahrhunderts errichtet wurde.
Ein in der äußeren Ummauerung des Geländes wiederverwendeter Stein zeigt die Wappen und die Jahreszahl 1582,dazu einen Hinweis auf eine Renovierung 1702. Diesem Dokument zufolge wäre das Gebäude von Philipp Ulner von Dieburg und seiner Frau Anna Maria von Heppenheim, gen. von Saal errichtet worden. Auch ein in die Fassade eingelassener Wappenstein weist auf die Familie von Heppenheim hin.
Nahebei verriet bis vor wenigen Jahren eine mächtige Giebelfassade, daß auch das Haus An der Weed 5 aus der Zeit vor 1600 stammt. Eine Inschrift in einem der Fenstergewände nannte als Erbauungsjahr 1592. Derartige Steingiebel-Fassaden betonten den repräsentativen Anspruch von Amts- und zuweilen auch von Rathäusern.
Das bedeutendste Wohnhaus aus jener Epoche steht im Ortsteil Schimsheim, der damals auch zur Kurpfalz gehörte. Es ist der ehemalige Hof des Klosters Rosenthal (bei Göllheim in der Pfalz).
Der Architekt und Bauhistoriker Hauke Horn schreibt darüber:
"Durch seine mächtige Giebelfront unterscheidet es sich von den anderen landwirtschaftlichen Anwesen."
Der Eindruck, dass es sich hierbei um ein Haus für eine besondere Aufgabe mit repräsentativen Anforderungen handelt, deckt sich mit der urkundlichen und der mündlichen Überlieferung der Familie Kiefer, in deren Besitz das Gut im 17. Jahrhundert gelangte. Tatsächlich ergaben jüngste Forschungen, dass es sich hierbei um den Rosenthaler Hof handelt, ein Gut des Zisterzienserinnenklosters Rosenthal, dessen Existenz in Schimsheim zwar als gesichert gilt, dessen Lage jedoch nicht mehr bekannt war. Zu ihm gehörte ein Landbesitz, der ursprünglich mehr als die Hälfte der Gemarkung ausmachte. Nach der Reformation war er zunächst im Besitz der Grafen von Nassau und umfaßte 1680 etwa 300 Morgen Feld.
Das große giebelständige, zur Straße orientierte Haus besitzt einen zweiten Giebel an der gegenüberliegenden Kopfseite. Eine Datierung auf einer Steinmetzarbeit, mit welcher die Giebelecke an der Traufe gestaltet wurde, weist das Jahr 1608 als Jahr der Entstehung aus.
Das heutige asymmetrische Erscheinungsbild resultiert jedoch aus einer in späterer Zeit erfolgten baulichen Erweiterung des Hauses längs der Straßenseite. Eine Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt kann anhand der noch erhaltenen ehemaligen Außenwand an der nördlichen Längsseite vorgenommen werden, welche im Zuge der Erweiterung als Innenwand in die Bausubstanz integriert wurde.
Dem Ursprungsbau lag demnach eine annähernd symmetrische Fassadenkomposition mit typischerweise durch den First verlaufende Symmetrieachse zu Grunde."
Auch das alte Armsheimer Rathaus stammt aus dieser Zeit. Da aber im Zuge einer Straßenverbreiterung im 19. Jahrhundert die Fassade mit den Arkaden abgebrochen ist und durch die jetzige ersetzt wurde, erkennt man die alte Funktion des Gebäudes nicht mehr. Ein wieder verwendeter Inschriftstein kann auf den Rathausbau bezogen werden: "1559".
Aus dem Jahre 1618 stammt der Kellerbrunnen. Sein Name deutet darauf hin, dass sich in seiner Nähe die "Kellerei" befand, der Amtssitz des Verwalters des herrschaftlichen Grundbesitzes, an den die Abgaben zu entrichten waren. Die restaurierte Inschrift zeigt das Wappen, nennt das Jahr, dazu Namen und Titel der wichtigsten Amtsinhaber des Ortes
" Anno 1618 Armsem / Philipus Maul Schulteis - Larius Frensrep (?) Burmeister"